Geschichte

Königstein als Kurort

Am 24. Juli 1851 eröffnete Medizinalrat Dr. Georg Pingler eine Wasserheilanstalt im Billtal. Rund zehn Gehminuten außerhalb von Königstein, im „wildromantischen Thale des an Naturschönheiten so reichen Taunusgebirgs“ – wie es in einem frühen Werbeprospekt heißt – hier wurde in Pinglers Prießnitzbad das sogenannte Wasserheil-Verfahren angeboten.

Dr. Georg Pinglers „Prißnitzbad“

Das Verfahren, das Pingler von dem „Laienmediziner“ Vinzenz Prießnitz auf dem Gräfenberg in Schlesien erlernt hatte, bestand in der Anwendung des Wassers in den „verschiedensten Temperaturgraden und den verschiedensten Badeformen.“ Die Anwendungen mit „reinstem Gebirgswasser“ waren der Beginn der Kur in Köngistein.

Georg Pingler (1815 – 1892) stammte aus Montabaur, er studierte Medizin in Heidelberg und Würzburg. Wasserheilkuren erweckten in der Mitte des 19. Jahrhunderts große Aufmerksamkeit. In Bayern befasste sich der Pfarrer Sebastian Kneip mit Wasseranwendungen; noch erfolgreicher war Vinzenz Prießnitz in Schlesien, eigentlich ein Landwirt. Pingler hingegen war studierter Mediziner und ausgebildeter Arzt. Sein Bestreben war es, das Naturheilverfahren mit der Schulmedizn zu verbinden.

Entwickelt hatte Pingler seine Methoden zur Behandlung der einfachen Bevölkerung. Mit großem Erfolg. Bald vertraute auch Herzog Adolph von Nassau auf seine Künste. Die Anwesenheit des Herzogs zog andere nach und ab 1852 durfte Königstein sich „Bad“ nennen.

Die Kurlisten

Pingler gründete 1863 auch den Kurverein, dem er lange vorstand. Der Verein sorgte für die nötige Infrastruktur, für intakte Wege und die Aufstellung von Ruhebänken. Und der Verein gab die Kurlisten heraus!

Die Kur- und Fremdenliste erschienen ab 1864. Angegeben wurde der Tag der Ankunft und der Abreise sowie das Quartier jeden Gastes, der mit Namen, Herkunftsort und zumeist auch seinem Beruf vermerkt war. Ihren Ursprung hatten sie in der staatlichen Meldepflicht der Gäste. Gleichzeitig waren sie eine Art „Who is Who“ und erleichterten die Kontaktaufnahme der Erholungssuchenden untereinander.

Kurhaus & Kurpark

Zwei Tage lang feierten die Königsteiner im Sommer 1927 die Einweihung ihres neuen Kurhauses. Zentral an der Hauptstraße gelegen und doch inmitten des Kurparks, mit bestem Panoramablick und schöner Aussicht auf die Burgruine war die Villa Borgnis das ideale Zentrum des Kurbetriebs. Ursprünglich erbaut hatte sie Matthias Borgnis (1798-1867) und seine Frau Luise von Bethmann. Die wohlhabenden Frankfurter Eheleute waren mit die ersten, die sich in Königstein einen Sommersitz einrichteten. Hier suchten sie Ruhe und Entspannung in der Natur. Das Haus lag geradezu verwunschen inmitten von üppigen Blumenrabatten.

Mit der Gestaltung des Parks beauftragten Borgnis´ den seinerzeit führenden Gartenarchitekten im Frankfurter Raum, Franz Heinrich Siesmayer. Siesmayer schuf bedeutende Anlagen wie den Palmengarten in Frankfurt oder den Nauheimer Kurpark. Noch heute ist im Königsteiner Kurpark seine Grundanlage erkennbar. Auch viele Gewächse stammen aus der Zeit. Die alte Kastanie und die Mammutbäume sind wahrscheinlich noch älter. Nachdem die Stadt das Königsteiner Anwesen 1923 erworben hatte, wurde der Park erweitert und umgestaltet. Der große Brunnen vor dem Kurhaus kam hinzu, eine Verbindung zum Burghang wurde hergestellt und die Anlage für alle Königsteiner und ihre Gäste als Kurpark geöffnet.

Prominente Gäste

Ernst Ludwig Kirchner

Der Maler und Bildhauer Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) gilt als Hauptvertreter des Expressionismus in Deutschland und war Mitgründer der Künstlergruppe „Die Brücke“. Zwischen Dezeber 1915 und Juli 1916 war er insgesamt drei Mal in Königstein. Freunde finanzierten dem psychisch und physisch Zerrütteten seine dringend benötigten Aufenthalte im Sanatorium Dr. Kohnstamm. Kriegsangst und der Missbrauch von Alkohol und Tabletten hatten Kirchner zugesetzt. Doch trotz seines schlechten Gesundheitszustands war der Künstler in Königstein überaus produktiv. Sein Königsteiner Hauptwerk sind die Wandmalereien im Brunnenhaus des Sanatoriums Dr. Kohnstamm, sie wurden unter den Nationalsozialisten zerstört. Erhalten haben sich andere Werke, die während seines Aufenthalts entstanden. Kirchner zeichnete seinen Arzt, die Mitpatienten und die abendlichen Tischgesellschaften.

Auf seinen Spaziergängen durch den Taunus hielt er Landschaft und Straßen in und um Königstein in Skizzenbücher, Tuschezeichnungen und Aquarellen fest. Nicht wenig davon arbeitete er später zu Ölgemälden aus. Auf dieser Seite werden einige von Kirchners Zeichnungen und Aquarellen vorgestellt.

Stefan George
Rosen und Disteln. Geburtstagsbriefe an Stefan George. Ein virtuelles Ausstellungsprojekt des Stefan George Archivs in der Württembergischen Landesbibliothek.