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Ernst Ludwig Kirchner

Der Maler und Bildhauer Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) gilt als Hauptvertreter des Expressionismus in Deutschland und war Mitgründer der Künstlergruppe „Die Brücke“. Zwischen Dezeber 1915 und Juli 1916 war er insgesamt drei Mal in Königstein. Freunde finanzierten dem psychisch und physisch Zerrütteten seine dringend benötigten Aufenthalte im Sanatorium Dr. Kohnstamm. Kriegsangst und der Missbrauch von Alkohol und Tabletten hatten Kirchner zugesetzt. Doch trotz seines schlechten Gesundheitszustands war der Künstler in Königstein überaus produktiv.

Als Teil der Therapie sollte er sich auf Anraten seines Arztes auf seine Arbeit als Künstler konzentrieren. Eine Vielzahl von Skizzen entstanden, die er später zu Gemälden ausarbeitete. Schließlich stellte ihm Dr. Kohnstamm einen Raum des Sanatoriums, den sogenannten Brunnenturm, zur Ausmalung zur Verfügung.

Die „Badenden“ – ein verlorenes Hauptwerk des Expressionismus

Kirchner wählte als Motiv für die Wandbilder die „Badenden“ in Erinnerung an die Sommer auf Fehmarn. Auf der Ostsee-Insel hatte er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Erna und Freunden unbeschwerte Zeiten verbracht. Die Gemälde von Wasser, Wellen und den sich frei und natürlich darin bewegenden Menschen beschworen die Einheit von Mensch und Natur. Im Königsteiner Sanatorium stimmten sie die Besucher auf die Wohltaten der Kur ein.

Zerstörung und Wiedergewinnung

Der Zyklus der „Badenden“ im Königsteiner Sanatorium Dr. Kohnstamm, der als „das Hauptwerk der deutschen Wandmalerei im 20. Jahrhundert“ (Karlheinz Gabler) gelten kann, wurde in der Zeit des Nationalsozialismus 1937/38 unwiederbringlich zerstört. Die damaligen jüdischen Eigentümer wurden zum Verkauf des Hauses gedrängt. Von den Wandgemälden Kirchners, dessen Kunst als „entartet“ diffamiert wurde, blieben nur vereinzelte blasse Spuren.

Projekt Kirchner Kubus

2022 wurden „Die Badenden“ erstmals in originaler Größe und Farbigkeit von der TH Aschaffenburg und dem KirchnerHaus Aschaffenburg rekonstruiert und in einem Ausstellungskubus präsentiert, der von März bis Juni in Königstein zu sehen war.

Grundlage dafür bildeten Farbfotografien aus dem Jahr 1926, die erst 2004 wiederentdeckt wurden. Der Königsteiner Fotograf Franz Schilling hatte sie im Auftrag des Hamburger Museumsdirektors Max Sauerlandt gefertigt.

Foto: Ernst Ludwig Kirchner, Selbstporträt in der Atelierwohnung in Berlin-Friedenau, 1913/1915, Glasnegativ, 13 × 18 cm (Kirchner Museum Davos, Schenkung Nachlass Ernst Ludwig Kirchner 2001)

Der Kirchner-Kubus in Königstein

Konrad-Adenauer-Anlage