Ein Schmuckplatz für Bad Königstein

Im Stadtarchiv befinden sich nicht nur Schriftstücke, sondern auch Pläne, Karten und Zeichnungen wie der hier vorgestellte Entwurf zu einem „Schmuckplatz“. Gezeichnet hat ihn der Gartenarchitekt Robert Waldecker, der 1912 im Auftrag der Stadt für den kleinen Platz zwischen Limburger und Theresenstraße den Entwurf anfertigte. Das drachenförmige Grundstück wird im Süden von Reichen- und Farnbach begrenzt. Es bietet einen schönen Blick auf die Burg.

Robert Waldecker
Entwurf zu einem Schmuckplatz in Bad Königstein im Taunus
Tusche auf Karton, 33,5 x 40 cm
STaKö K 127

Firmenlogo aus dem Briefkopf Waldeckers, 1912 (Foto: Stadtarchiv Königstein)

Robert Waldecker (1870-1950) gründete 1897 in Frankfurt am Main eine Firma für Gartenarchitektur und Gartengestaltung und unterhielt zwei Baumschulen mit einer Fläche von ca. 15 Morgen Land. 1908 erhielt er den Auftrag zur Planung des Stadtparks in Höchst. Zuvor hatte er bereits große Aufträge wie den Park der Familie Mumm in Frankfurt oder den Victoria-Park in Kronberg realisiert.

In Königstein übernahm er 1910 die Planung der Herzog Adolph-Anlage und 1913 den kleinen Platz rund um den Georg Pingler-Brunnen. Dazwischen liegt der hier vorgestellte Entwurf.

Robert Waldecker, Grundriss der Platzanlage, 1912, StaKö K127/1 (Foto: Stadtarchiv Königstein)

Die Platzanlage entspricht im Wesentlichen der heutigen. Der Weg im Zentrum trennt den Bereich mit dem Denkmal auf der linken Seite von einer niedrig bepflanzten Fläche auf der rechten Seite. In dem Entwurf werden alle Wege von exakt beschnittenen Hecken begleitet. Und auch die Bäume, die den Blick zum Denkmal und darüber hinaus bis auf die in der Ferne liegende Burg leiten, sind in Form geschnitten und bilden hohe Quader. Kleine kegelförmige Koniferen markieren das innere Feld, an dessen Ende das Denkmal stehen soll. Gegenüber, auf der anderen Seite des Weges springt die Hecke rechtwinklig zurück. Sie umgibt eine Wiese mit zwei Blumenfeldern. Diese sind – wie alles in diesem Entwurf – geometrisch angelegt.

Der Platz heute mit dem Blick zur Burg.

Waldecker zeigt sich mit seinem Entwurf auf der Höhe der Zeit. Die radikale Geometrisierung folgt gestalterischen Ansätzen, wie sie erstmals die Ausstellungsgärten von Peter Behrens in Düsseldorf (1904) und Joseph Maria Olbrich in Darmstadt (1905) vorstellten. Mit geometrisch-architektonischen Gärten wandten sie sich gegen eine „romantische Natursicht“ und Gärten, die „sentimentale Gefühle“ wecken. Organische Formen und natürlich wirkende Pflanzen-Zusammenstellungen wurden vermieden. Da ein Garten immer von Menschenhand angelegt und keine freie Natur ist, sollte gerade das Künstliche betont werden. Dazu dienten geometrische Formen und nach Farben angeordnete Pflanzen.

Ansichtskarte, Am Kriegerdenkmal, o.J. (Foto: Ellengard Jung)

In wie weit der Entwurf umgesetzt wurde, lässt sich derzeit nur anhand einer Fotografie erahnen. Sie zeigt den Platz kurz nach der Fertigstellung. Mit dem Erdaushub aus dem Bau der Kanalisation war das Grundstück erst entstanden. Aufgrund des schönen Blicks auf die Burg wurde hier das Kriegerdenkmal zu Ehren der Gefallenen von 1870/71 aufgestellt, das sich zuvor nicht weit entfernt an der Stelle des heutigen Georg Pingler-Brunnens befand. Die Figur der Germania wurde im I. Weltkrieg eingeschmolzen und später durch die heutige Skulptur ersetzt.

Die Ansichtskarte zeigt, dass die Aufteilung der Fläche und der Halbkreis der Bäume um das Denkmal dem Plan Waldeckers folgen. Die architektonische Strenge des Entwurfs lässt sich jedoch nur in Ansätzen erkennen.

© Alexandra König, Stadtarchiv Königstein 2020.

NACHWEISE
Bromme, Max: Grünflächen und Gartenkultur in Frankfurt (Main). In: Die Gartenkunst 48.7 (1935), S. 105-109.
Gröning, Gert/Wolschke-Bulmahn, Joachim, Grüne Biographien. Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Berlin, Hannover 1997.
Wimmer, Clemens A., Lustwald, Beet und Rosenhügel. Geschichte der Pflanzenverwendung in der Gartenkunst. Weimar 2014.

Informationen zur Biografie R. Waldeckers dank freundlicher Hinweise von Claudia Grossbach, Freiraumplanung und Gartendenkmalpflege, Frankfurt sowie Cornelia Kalinowski, Hochtaunuskreis Fachbereich Kultur.